Innsbrucks Bier: lokal gebraut, mit Leidenschaft getrunken

Bier – ein Getränk, das die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet. Der älteste bisher bekannt gewordene Braubetrieb befand sich im heutigen Israel und ist etwa 13.000 Jahre alt. Das älteste überlieferte Bierrezept stammt aus China und ist rund 5.000 Jahre alt. Heutzutage hat Bier einen Alkoholgehalt von etwa fünf Prozent. Bei uns dürfen Jugendliche bekanntermaßen ab 16 Jahren ein Bier bestellen, in den USA sogar erst ab 21. Das war aber nicht immer so – ganz im Gegenteil. In früheren Zeiten galt Bier als geeignetes Getränk für Kinder, da es einen geringeren Alkoholgehalt hatte und durch das Kochen der Bierwürze weitgehend keimfrei war – im Gegensatz zum oft verunreinigten Trinkwasser. Die scherzhaft gebrauchte Bezeichnung „flüssiges Brot“ hat einen ernsthaften historischen Hintergrund: In Zeiten von Missernten und Hunger war Bier eine wichtige Ergänzung zur oft knappen Nahrung, da minderwertiges Getreide nicht weggeworfen, sondern durch das Bierbrauen halbwegs genießbar gemacht werden konnte.

Innsbrucks Bierbrauer

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieses traditionsreichen Getränks und schauen den Innsbrucker Bierbrauern über die Schulter. Wer sind die Enthusiasten, Individualisten und kreativen Köpfe, die mit viel Liebe unsere qualitativ hochwertigen, heimischen Biere brauen?

Von Prag nach Innsbruck

Think local, drink local – das ist das Motto der Bierfabrik im Viaduktbogen 24–25. Nicht ganz so lokal ist der Braumeister Michal Perner, der stammt nämlich aus Tschechien. Sein Beruf führte ihn um die ganze Welt und schließlich ausgerechnet nach Innsbruck, wo er 2016 im damaligen Theresienbräu arbeitete. Aus dem ursprünglich geplanten Kurzaufenthalt wurden Jahre. „Ich habe mich in die Berge verliebt“, erzählt Michal. Während der Corona-Zeit, als es außer Zu-Hause-Sitzen nicht viel zu tun gab, schrieb Michal zusammen mit Kollegen das Konzept für die Bierfabrik, und sie gründeten zusammen ihre Firma. Ein Glück für Innsbruck: Seit rund drei Jahren kann man in der Brauerei mit Tap Room in den „Bögen“ nicht nur handwerklich gebrautes, sondern auch richtig gutes Bier genießen.

Die Bier-Pipeline: Vom Sudhaus in den Braukeller

In der Bierfabrik gehören Brauen und Genießen untrennbar zusammen. Im Viaduktbogen 25 befindet sich das Sudhaus und gleichzeitig das Lokal – oder wie die Amerikaner sagen: der Tap Room. Hier, wo die Gäste ihr Bier genießen, werden in zwei großen Tanks Wasser, Malz und Hopfen erhitzt. So entsteht die sogenannte Würze. Gärung und Reifung finden im benachbarten Viaduktbogen statt. Doch wie kommt das Bier dorthin? Durch eine Pipeline, die die frisch hergestellte Würze direkt vom Sudhaus in den Braukeller leitet. Das Konzept, die heiße Brauphase im Sudhaus von der kühlen Gärung im Braukeller zu trennen, ist nicht nur praktisch, sondern spart auch Heizkosten. Während im Sudhaus die Wärme des Brauprozesses für eine gemütliche Atmosphäre sorgt, muss es im Braukeller kühl bleiben – bei der Gärung müssen Temperaturen zwischen sechs und 25 Grad Celsius eingehalten werden – je nach Bierstyle und Hefesorte. Die Reifung erfolgt bei nur zwei Grad Celsius.

Vielfalt im Glas: von Klassikern und saisonalen Spezialitäten

In der Bierfabrik gibt es das ganze Jahr über drei Hauptbiere: das herbe, süffige und erfrischende Lager, das dunkle, vollmundige und malzige Bernstein Spezial sowie das fruchtig-herbe Pale Ale. Diese Klassiker sind die Konstanten im Sortiment, doch Michal Perner überrascht seine Gäste immer wieder mit wechselnden Spezialbieren, je nach Saison und Nachfrage. „Das ist der Vorteil einer relativ kleinen Brauerei“, sagt Michal, „wir sprechen mit unseren Gästen und können auf ihre Wünsche eingehen.“ Ein Beispiel für eine kreative Biervariation ist das Frau Witt, ein Wittbier, welches Michal mit Almkräutern verfeinert hat. Für den Herbst plant er bereits die nächsten Spezialitäten: ein Bier mit grünem Hopfen und eines mit Ingwer.

Bier hautnah erleben: Verkostungen, Führungen und Braukurse

Wer im Sudhaus sitzt, ein Bier genießt und die beeindruckenden Braukessel bestaunt, wird schnell neugierig, wie das Brauen eigentlich funktioniert. Für alle, die mehr über die Kunst des Bierbrauens erfahren möchten, bietet die Bierfabrik neben Verkostungen auch Brauereiführungen an. Ab Herbst wird das Angebot um Braukurse erweitert, bei denen Interessierte selbst Hand anlegen und ihr eigenes Bier brauen können. Eine spannende Gelegenheit, tiefer in die Welt des Bieres einzutauchen. Am besten schickt ihr eine E-Mail direkt an Michal, der sich dann mit allen Infos bei euch meldet.

Ein Bayer in Innsbruck

Gschmackig und süffig, nach bayerischer Art – so lässt sich das Innsbrucker Bräu beschreiben. Hinter dieser kleinen, aber feinen Brauerei steht Max Schmid, ein echter Bayer, der seit über zehn Jahren in Innsbruck lebt. Ursprünglich kam er zum Studieren in die Alpenmetropole und schloss mit einem Master in Organization Studies an der Sowi ab. 2015 begann er dann zusammen mit drei Freunden, Bier zu brauen. Dass diese Chemiker sind, war sicherlich von Vorteil, denn die Prozesse beim Brauen, Gären, Reifen und Lagern sind chemisch komplex und erfordern fundiertes Know-how. Das Wichtigste ist jedoch der Geschmack – und hier kommt Max ins Spiel. Als Bayer kennt er sich damit bestens aus. Was zunächst als Hobby begann, wurde durch den Mangel an Zeit und das fehlende Equipment schnell zur Herausforderung. Doch Max wollte das Ganze professioneller gestalten, und so gründete er 2022/23 schließlich das Innsbrucker Bräu ohne seine Kollegen.

Gewusst wie: die Kunst des Bierbrauens

In Österreich ist der Betrieb einer Brauerei ein freies Gewerbe, das heißt, es ist keine spezielle Ausbildung notwendig. Max hat sich daher vieles selbst beigebracht – Learning by Doing, sozusagen. Während der Corona-Zeit nutzte er die Gelegenheit, in einer bayerischen Brauerei zu arbeiten. Dort konnte er sein Wissen vertiefen und seine Fertigkeiten weiter verfeinern. Denn aus den vier Grundzutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe ein gutes Bier zu brauen, ist eine Kunst.

Was macht das Innsbrucker Bräu so besonders?

Gschmackig und süffig, nach bayerischer Art – das ist die Philosophie, nach der in der kleinen, feinen, handwerklich betriebenen Brauerei Innsbrucker Bräu gebraut wird. „Ich lege großen Wert auf Lokalität und Transparenz“, erklärt Max. „Bei mir sind die Lieferketten offen einsehbar. Meine Kunden wissen genau, woher die Zutaten stammen. Viele der Bauern kenne ich persönlich, unsere Abmachungen haben noch echte Handschlagqualität.“ Auch mit den anderen regionalen Brauern ist Max gut vernetzt: „Wir halten zusammen und stärken die lokalen Biere. So können wir gemeinsam das Angebot erweitern. Ganz nach dem Motto: Vielfalt vergrößern, nicht nur Einheitsbier trinken.“ Das Innsbrucker Bräu ist unter anderem in der BierWelt Tirol, auf verschiedenen Alpenvereins-Hütten und an der Brauerei-Rampe erhältlich.

Qualität seit 1999: Tiroler Bier

Und last but not least kommen wir zur nächsten lokalen Brauerei, die ich euch vorstellen möchte: Tiroler Bier. Seit 1999 produziert die Brauerei Baumgartner Harald naturbelassenes Bier, darunter Weizen und Märzen. Die Biere sind unpasteurisiert, ohne Stabilisierung und Filtration, und bieten so echten, unverfälschten Geschmack. Neben dem köstlichen Tiroler Bier werden auch Bierbrand, Zigarrenbrand, Whiskylikör, Bieressig und Tiroler Bierlikör angeboten. Harald Baumgartner war der erste österreichische Brenner, der 1995 Single Malt Whisky herstellte. Das Innsbrucker Unternehmen wird mittlerweile in zweiter Generation geführt und eröffnete 2022 die Tiroler Bier Halle mit einer Schaubrauerei. Hier können Gäste nicht nur vor Ort genießen, sondern auch direkt einkaufen. Die Tiroler Bier Halle eignet sich zudem ideal für Feiern und Feste dank ihrer großzügigen und einladenden Gasthaus-Atmosphäre.

Culinary Craft Tours: Genuss trifft Erlebnis

Wer jetzt Blut beziehungsweise Bier geleckt hat und tiefer in die Materie einsteigen möchte, wendet sich am besten an Victoria Strallhofer von Culinary Craft Tours. Als Culinary Guide bringt sie ihren Gästen die Freude an regionalen Produkten näher. Das Angebot von Culinary Craft Tours umfasst eine Vielzahl an kulinarischen Erlebnissen – von themenbezogenen Touren über informative Workshops bis hin zu einzigartigen Catering-Konzepten. Es wird die Verkostung regionaler Produkte mit hochwertigem Infotainment verbunden. Während der Touren erhalten Gäste nicht nur Einblicke in die kulinarischen Schätze Tirols, sondern auch spannende Tipps zu Sehenswürdigkeiten und den „Top 10 Things to do“ in Innsbruck und der Umgebung.

Euer Guide

Victoria geht auf die Wünsche ihrer Gäste ein und steht mit ihrem Know-how und persönlicher Beratung für maßgeschneiderte Touren zur Verfügung. „Oft werde ich nach regionalen Bieren gefragt“, erzählt die ausgebildete Bier-Sommelière. „Jetzt in den kühleren Monaten empfehle ich gerne ein dunkles Weizenbier. Im Herbst und Winter sind schwere Biere gefragt. Generell geht der Trend aber auch immer mehr zu alkoholfreien Bieren.“

Beer Alps Festival

Zu guter Letzt hat mir Victoria noch einen super Tipp für alle Bierliebhaber gegeben, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte: Streicht euch den 4. Oktober 2024 im Kalender an, denn da findet das erste Beer Alps Festival statt. Seid dabei, wenn sich die regionale und unabhängige Brauszene im Herzen der Alpen am Innsbrucker Marktplatz trifft. Zuvor, vom 27. bis 29. September 2024, findet die Beer Alps Competition in der Tiroler Bier Halle statt – ein Brauwettbewerb, der sowohl Hobbybrauer als auch kommerzielle Brauereien zusammenbringt. Die Sieger werden dann am 4. Oktober verkündet.

Ich finde, Bier passt sehr gut in den Herbst, und werde beim nächsten Bierkauf daran denken, dass es nicht immer eine der großen Marken sein muss. Ich greife dann lieber zu einem Bier unserer regionalen Brauer, ganz nach dem Motto: think local, drink local!

Informationen

Bierfabrik Innsbruck
Adresse: Viaduktbogen 24–25, 6020 Innsbruck
E-Mail: office@bierfabrik.at
Tap Room: +43 664 513 8558
Brauerei: +43 664 217 2107
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Innsbrucker Bräu
Adresse: Pradler Straße 10, 6020 Innsbruck
E-Mail: biero@innsbrucker-braeu.at
Telefon: +43 680 2200 368
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Tiroler Bier Brauerei Baumgartner GmbH
Adresse: Egger Lienz Straße 3a, 6020 Innsbruck
E-Mail: tirolerbier@hotmail.com
Telefon: +43 664 23 46 839
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Culinary Craft Tours
Adresse: Kranebitter Allee 13b, 6020 Innsbruck
E-Mail: office@culinarycrafttours.com
Telefon +43 (0) 670/3510633
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Titelbild: © Andreas Baumann