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Innsbruck hat ein neues Sommerfestival, und das ist gut so! Das erste BRIDGE BEAT FESTIVAL begeisterte vom 18. bis 20. Juli 2024 mit einem bunten Musikmix auf der neuen Bühne mitten in der Stadt, bei freiem Eintritt und in perfekter Kulisse. Das erklärte Ziel, Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Städten zu bauen, wurde ganz klar erreicht.

Für meinen Blogartikel zur Ankündigung des neuen Festivals durfte ich vorab mit Sarah Brandacher und Eva Schumacher aus dem Organisationsteam des Innsbruck Marketings sprechen, und sagen wir’s mal so: Meine Neugier war geweckt und ziemlich groß.

Live dabei beim Festival

Einen Großteil des vielseitigen Programms habe ich direkt miterlebt, und ich kann den Auftakt für dieses neue Festivalformat nur als „gelungen“ bezeichnen. Nach drei Abenden, die ich stehend und tanzend in der Maria-Theresien-Straße verbracht habe, überwiegen wunderbare Eindrücke, musikalische Neuentdeckungen und ein kleines bisschen Glückseligkeit. (Und dann sind da noch sehr müde Beine.)

Tag 1: Regional über den Tellerrand

TOI. eröffnete am frühen Donnerstagabend bei heißem Sommerwetter das BRIDGE BEAT FESTIVAL mit rockigen, funkigen, souligen, poppigen Klängen und Texten im Pitztaler Dialekt (eine Herausforderung!). Die mitreißende Musik sorgte sofort für gute Stimmung, aber die Maria-Theresien-Straße musste sich erst noch richtig füllen.

Weiter ging’s mit CubaBoarisch 2.0 und dem spannenden Mix aus kubanischem und bayrischem Sound. Die Ansage der Band, dass die so gefeierte Lebensfreude der Karibik jener im Alpenraum sehr ähnlich sei und in der jeweiligen Musik Ausdruck finde, war für mich augenöffnend – und überzeugend vorgetragen. Die Musik ging richtig unter die Haut, und die bayrischen Texte zu kubanischer Musik (oder umgekehrt) waren a echte Gaudi!

Fröhlich, friedlich, in Feierlaune

Als ich mich umblickte, strömten immer mehr Menschen zur Bühne, es wurde viel getanzt, und die Kulisse war fast schon kitschig: Der Blick zwischen den bunten Häusern der Straße zur Bühne und direkt zur Nordkette hinauf bei Sonnenschein, Dämmerung und Nacht war schon zauberhaft. Die Brücken zwischen Kulturen und Generationen waren offensichtlich und spürbar. Ich traf einige Bekannte und konnte Personen jeden Alters beobachten, darunter viele Kinder, die in den Ferien ausnahmsweise mal länger aufbleiben durften.

Für den letzten Auftritt auf der Hauptbühne sorgte an diesem Abend der Südtiroler Singer-Songwriter Max von Milland mit seiner Band. Beim ersten Lied „Hoi“ mit der Textzeile „I sog hoi“ war eigentlich schon klar: Südtirolerischer geht es gar nicht. Gleich nach diesem Song fragte Max von Milland in die Menge: „Innsbruck, versteahts es mi?“ – Der Jubel war nicht nur ziemlich eindeutig (ja!), sondern machte auch klar, dass hier mehrere Tausend Menschen zusammengekommen waren.

Festival die ganze Nacht

Der Festivaltag war allerdings noch nicht zu Ende: Im mariatheresia konnte man mit DJ Allspice und der Profitanz-Crew des Street Motion Studio noch ordentlich abfeiern. Auch wenn ich selbst die Aftershow ausgelassen habe, weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass die Tanzfläche schnell gut gefüllt war. Ein schöner Ausklang für den ersten Tag des BRIDGE BEAT FESTIVALS.

Tag 2: Schön nass

Es kam, wie es kommen musste: Nach einem heißen Freitag gewitterte es ab ca. 16:30 Uhr mit teilweise starken Regengüssen. Da musste ich schon schlucken. Die Festivalleitung kündigte an, dass der Start wetterbedingt auf 19:15 Uhr verschoben werde.

Für den zweiten Tag am BRIDGE BEAT FESTIVAL tauschte ich das Sommerkleid gegen gute Schuhe und Regenmantel. Als ich in die Maria-Theresien-Straße kam, wurde Wasser von der Bühne geschoben. Ich glaube, alle zitterten, ob an diesem Abend überhaupt Konzerte stattfinden könnten …

Sie konnten! (Großes Durchatmen.) Der Freitag stand im Zeichen von heimischen Künstlerinnen und Künstlern, die international erfolgreich sind. TANYC startete zwar verspätet, aber mit starker Stimme und eingängigem Popsound. Die Besucherinnen und Besucher standen meist mit Schirmen ausgerüstet vor der Bühne, aber es wurde auch getanzt.

Man muss das Leben tanzen

Wenn der Satz „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Ausrüstung“ irgendwo extremst verinnerlicht ist, dann hier in den Alpen. Das wurde sehr deutlich, denn ich sah viele, die ganz unberührt vom Regen ihre Rucksäcke in Schutzhüllen packten, und modisch dominierte das Outfit Shorts und Regenjacke mit Kapuze.

Zwischendurch nieselte es nur noch, doch leider regnete es während des zweiten Konzerts von Susan Wolf wieder stärker. Sie kam in Gummistiefeln auf die Bühne, war aber trotzdem nach nur zwei Minuten klatschnass. Für mich ist sie meine musikalische Neuentdeckung dieses Festivals. Mich fesselten die tolle Stimme und berührende Musik dieser sympathischen, authentischen Frau mit Tiroler Wurzeln und ihres Ensembles Danish Vikings aus Dänemark.

Für den wohl bekanntesten Namen dieses Abends schlossen sich die Himmelsschleusen, und es war trocken für das Konzert von Manu Delago. In kürzester Zeit füllte sich die Maria-Theresien-Straße mit Menschen, die vermutlich genau so neugierig waren wie ich. Bisher hatte ich den Ausnahmekünstler Manu Delago noch nie live erlebt. Er kam mit insgesamt 16 großartigen Musikerinnen und Musikern auf die Festivalbühne und bot in anderthalb Stunden ein unglaublich vielseitiges Best-of-Programm.

Manu Delago spielte selbst meist seine Handpans oder am Schlagzeug. Mal rein instrumental, mal mit ganz klarem Gesang, baute die Musik eine große Spannung auf, die fast mit Händen zu greifen war. Sogar die Location wurde ins Programm eingebaut, als Bläser in den Häusern links und rechts der Straße aus dem ersten und zweiten Stock aus den Fenstern spielten. Ein toller Abschluss für den zweiten Tag des BRIDGE BEAT FESTIVALS!

Tag 3: Happy End eines Sommermärchens

Den dritten Festivaltag mit Schwerpunkt auf Innsbrucks Partnerstädten begann ich um 11 Uhr beim BRIDGE BEAT BRUNCH im Hofgarten. Es hatte am Morgen noch einmal geregnet, aber das Wetter wurde immer besser. Bunte Liegestühle wurden aufgestellt und waren schnell besetzt. Ich holte mir einen Kaffee an den Gastroständen, die ein großes Angebot an Sandwiches, Croissants und Drinks bereitstellten. In moderierten Kurzinterviews wurden nicht nur die Newcomer Jack & Ace vorgestellt, sondern auch zwei der Bands, die am Abend in der Maria-Theresien-Straße spielen sollten.

Die sehr lockere Atmosphäre im grünen Hofgarten, die unmittelbare Nähe zu den Künstlerinnen und Künstlern sowie die angestimmten Lieder hatten etwas Besonderes. Der Unplugged-Sound sowieso. Die Einstimmung für den Konzertabend war perfekt geglückt, und ich freue mich, dass dieser Brunch von Alt und Jung großartig aufgenommen wurde.

Der Tag wurde sonnig und warm, aber nicht mehr so heiß wie der Donnerstag. Als ich am Abend in die Maria-Theresien-Straße kam, war schon richtig viel los und die Stimmung bei Tram des Balkans fröhlich und ausgelassen. Ich probierte das köstliche BRIDGE BEAT GELATO bei Tomaselli und schmeckte eine Mischung aus Nüssen, Cookies und Karamell heraus. Die Band aus Grenoble hatte inzwischen die Herzen des Publikums erobert, spätestens aber mit einer umjubelten Jodel-Einlage alle begeistert.

Fühlbare Gemeinschaft

Im Rahmen des Festivals war auch eine Abordnung aus den Partnerstädten Innsbrucks zu Gast. Mit Bürgermeister-Stellvertreter Georg Willi kamen Vertreterinnen und Vertreter der Städte Grenoble, Krakau, Freiburg und Aalborg auf die Bühne. Sie alle zeigten sich hingerissen vom Festivalfeeling in der Stadt. Georg Willi verglich die Städtepartnerschaften mit einer Freundschaft: „Mit Freunden kann man gemeinsam feiern, sich austauschen, über Probleme sprechen und Lösungen finden.“ Auch das ist eine schöne Botschaft des BRIDGE BEAT FESTIVALS.

Musikalisch ging es mit der Kraków Street Band weiter, die einen schwungvollen Mix aus Folk, Country, Rock und Blues präsentierte. Für mich wurde wieder einmal deutlich, dass Musik eine Sprache ist, die für alle verständlich ist. Denn egal, ob die Songs auf Polnisch oder Englisch gesungen wurden, sie waren mitreißend und man konnte eigentlich gar nicht anders, als mitzuklatschen. Die Band war zum ersten Mal in Innsbruck, aber hoffentlich nicht zum letzten Mal: „We hope to meet up again!“ – Wir hoffen das auch!

Für die letzte Show des BRIDGE BEAT FESTIVALS auf der Bühne in der Maria-Theresien-Straße sorgte D/troit aus der Partnerstadt Aalborg. In Hemden und Anzügen wirkten die Dänen sehr seriös. Dieser Eindruck hielt ungefähr 20 Sekunden, denn der Hüftschwung und die Dancemoves des Sängers Toke Bo Nisted waren so was von nicht seriös. Schnell war auch das Hemd weit aufgeknöpft und durchgeschwitzt. Der Frontman, eine Rampensau, wie sie im Buche steht, rockte die Bühne mit seiner Band und heizte Innsbruck noch einmal so richtig ein. Klassischer Soul, Funk, R’n’B und der Rock’n’Roll der 60er-Jahre ergaben einen coolen, modernen Garagen-Soul und mit bunter Lichtshow einen beeindruckenden Konzertabschluss.

Der Ausklang

Schlussendlich sollte das Festival bei der Aftershow in der p.m.k. und Musik aus der Partnerstadt Tiflis ausklingen. Wieder habe ich diesen Programmpunkt ausgelassen, aber ich bin mir sicher, dass auch zur Musik von Ninasupsa und Zesknel noch ordentlich gefeiert wurde.

Wandmalereien

Anlässlich 60 Jahren Städtepartnerschaft mit Grenoble

Die Alpenstädte Grenoble und Innsbruck verbindet seit 60 Jahren eine Partnerschaft. Zu diesem Anlass wurde im Rahmen des BRIDGE BEAT FESTIVALS eine Kunstaktion initiiert. In der Andechsstraße stellte die Neue Heimat Tirol zwei große Wände für einen Street-Art-Wettbewerb zur Verfügung. Es entstanden zwei großflächige Wandmalereien, sogenannte Murals, an einem Wohnhaus.

Kunst bleibt

Melanie Gandyra aus Innsbruck gestaltete eine Malerei, die die vom Aussterben bedrohten Tiroler Pflanzenarten abbildet und damit ein hochaktuelles Thema aufgreift. Die Komposition des zweiten Murals erarbeitete der französische Künstler NiKoDeM aus abstrakten Formen. Es entstand ein spannendes Wechselspiel aus Harmonie und Kontrasten.

Die neuen Kunstwerke stellen ein farbenfrohes Symbol für künstlerische Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Städten dar. Nicht zuletzt sind sie eine bleibende Erinnerung an das erste BRIDGE BEAT FESTIVAL. Eine wundervolle Aktion!

Musik verbindet

Das BRIDGE BEAT FESTIVAL hat mich begeistert und insgesamt ca. 8.000 Menschen angezogen. Das kunterbunte Crossover-Konzept bot unglaublich viele Facetten, und ich glaube, es war wirklich für jede und jeden etwas dabei. Die Eindrücke meiner Familie, Freunde, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen waren durchwegs positiv.

Ich durfte es als ein Sommermärchen erleben, für so ein „Happy End“ braucht es aber viele Akteure: Danke an die Organisatorinnen und Organisatoren des Festivals, danke an die Musikerinnen und Musiker, danke an alle Mitarbeitenden in Gastronomie, Technik, Information etc. und – last but not least – danke an ein wunderbares Publikum in einer einzigartigen Stadt. Danke, Innsbruck, es war großartig. Da geht einem schon das Herz auf.

Mein Fazit (Entschuldigung für die Ausdrucksweise): Geiler Scheiß!
Ich freue mich auf das BRIDGE BEAT FESTIVAL im nächsten Jahr.

Titelbild: © Randall Films, Ashley Wiggins

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