AUT, Tour of Austria 2023

Die letzte Etappe der 73. Tour of Austria endet mit einer zähen Bergfahrt: Mit hunderten Kilometern in den Beinen müssen die Fahrer noch schnellstmöglich die Strecke zwischen Kufstein und Kühtai bezwingen.

Falls Sie noch nie die Gelegenheit hatten, live ein Radrennen mitzuverfolgen: Die Sekunden, in denen die Fahrer vorbeiziehen, sind die Anreise vollkommen wert. Ich durfte die euphorische Stimmung unter den Schaulustigen 2018 zum ersten Mal erleben, als die Straßenrad-WM in Innsbruck stattfand. Eher durch Zufall landete ich zwischen den Fans auf der Mühlauer Brücke und hörte dem aufgeregten Fachsimpeln zu, mit dem sich die Menge die Wartezeit vertrieb. Dann Jubel in der Ferne, der einer Welle gleich immer näher heranschwappte, bis er gemeinsam mit der Spitzengruppe um die Ecke brauste und uns erfasste. Das Spektakel dauerte nur einige Augenblicke, doch die Menge feuerte die Radfahrer ungeachtet dessen aus Leibeskräften an. Dem kann die Gemütlichkeit der heimischen Couch nicht annähernd das Wasser reichen. In Kürze bietet sich eine weitere Gelegenheit, Rennluft zu schnuppern: Am 7. Juli endet die finale Etappe der Tour of Austria in Kühtai, einen Katzensprung von Innsbruck entfernt.

Das Beste kommt zum Schluss

Dass der fünfte Teil der 73. Tour of Austria im alpinen Kühtai endet, wurde ganz bewusst entschieden, wie Thomas Pupp, Geschäftsführer der Veranstaltung, erzählt: „Wir wollten die Entscheidung der Gesamtwertung möglichst spannend halten.“ Durch die Bergfahrt am Ende der letztjährigen Tour of Austria sei ein echter Spannungsbogen entstanden, das wolle man auch heuer ermöglichen. 140 Fahrer stellen sich den 143,8 Kilometern, die vom Etappenstart in der Festungsstadt Kufstein über Schwaz, den Patscherkofel und Innsbruck bis ins idyllische Kühtai führen. 2.712 Höhenmeter müssen per Rennrad bezwungen werden, zwei Sprint- und drei Bergwertungen inklusive.

Strecke mit Reputation

Kühtai selbst kenne ich bisher auf zwei Arten: auf gut gewachselten Ski die Pisten bergab oder zu Fuß durch die Alpenbotanik bergauf. „Im Radsport hat das Kühtai einen großen Namen“, erklärt mir Pupp. Mit dem Ötztaler Radmarathon führe eines der härtesten Rennen der Welt diese Strecke entlang, die sich auch unter Hobbyfahrerinnen und -fahrern ihrer Landschaft wegen großer Beliebtheit erfreue. Lärchen und Almrosen dürften für die Teilnehmer der Tour of Austria am Finaltag nur eine untergeordnete Rolle spielen, immerhin werden sie seit dem Start in St. Pölten am 2. Juli an die 800 Kilometer zurückgelegt haben.

Aus dem zahmen Inntal geht es hoch hinauf bis ins alpine Gelände, hinter der Ortschaft Grieß kommt der langgezogene, berühmt-berüchtigte Kreuzlehn-Stich mit 16 Prozent Steigung. Pupp empfiehlt, sich hier zu positionieren: „Da fällt die Vorentscheidung, der Stich ist ein Scharfmacher.“ Selbst bergauf durch die Galerien hindurch erreichen die Fahrer Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometern pro Stunde – ein Tempo, das für Laien mit einem durchschnittlichen Stadtrad schon im Flachen mit erheblicher Strampelei verbunden ist. 

Volles Programm

Natürlich kann man nicht nur anderen beim Radfahren zusehen, sondern auch selbst in die Pedale treten. Laut Pupp bietet es sich an, mit dem Rad ins Kühtai zu kommen und den Tag für eine Tour zu nutzen, denn der Drei-Seen-Lift ermöglicht die Radmitnahme kostenlos. Ab 13:30 Uhr sollte man den Zielbereich anpeilen, wenn man die Ankunft der Athleten mitverfolgen möchte. „Der große Vorteil an einem Straßenrennen ist, dass es keinen Eintritt gibt. Die Zuschauer können zusehen, von wo aus sie wollen“, so Pupp. Das Rahmenprogramm rundet das Angebot noch zusätzlich ab. Die Expo gibt den Neuheiten im Radsport eine Bühne, die Tiwag wartet mit einer Ausstellung zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum und dem nahen Wasserkraftprojekt auf. Bei der Bike-Trail-Show gibt es etwas für Augen und Nerven, die geöffneten Lokale kümmern sich um die Bedürfnisse des Magens.

Fahrer mit Potenzial

Zurück zum sportlichen Teil. Auf einen haushohen Favoriten festlegen möchte sich Pupp nicht, immerhin geben die Teams erst 72 Stunden vor Start bekannt, wen sie ins Rennen schicken. Aber er hat einen Tipp, wen man besonders im Auge behalten sollte: Von Felix Großschartner erwartet sich der kundige Organisator Großes. Der Österreicher tauchte auf eben dieser Strecke 2015 zum ersten Mal am Radar der Rennradwelt auf und hat sich seither bis in eines der stärksten Teams weltweit, jenes der Vereinigten Arabischen Emirate, vorgearbeitet. Fazit: Man darf gespannt sein, was der Renntag bringt.

Die 73. Tour of Austria findet zwischen 2. und 7. Juli 2024 statt, die Finalisten erreichen die Zieleinfahrt in Kühtai gegen 14:30 Uhr. Infos zur Streckenführung in der Region Innsbruck gibt es hier.

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