Urban_Bloom_Kiebachgasse_Monday (8)

Schön kann Innsbruck richtig gut! Wo aber gerade eine Baustelle das anmutige Altstadt-Idyll stört, verlangt es nach kreativen Lösungen. Gegenwärtig weicht das alte Kopfsteinpflaster  in der Altstadt ja einem neuen – mit den üblichen, eher ungemütlichen Betriebsamkeiten. In der schmucken Kiebachgasse setzt man während dieser Übergangsphase auf farbenfrohe Freizeitgestaltung mit Sitzecken, grüner Wiese und Spielen im öffentlichen Raum. Von der temporären Installation “Urban Blooms” habe ich mir dort umgehend selbst ein (paar) Bild(er) gemacht. 

Grüne Wiese statt Baustelle

Urban Blooms macht die Stadt zum begrünten Ort zum Verweilen. Sitzmöbel und kleine Wiesenbereiche holen die Natur in die Fußgängerzone. Der Boden wurde bunt bemalt, unter anderem mit Outtdoorspielen. Warum? Die Altstadt ist gerade in einer Übergangsphase, hier werden gerade die Gassen neu gepflastert. Die ansässigen Geschäftslokale werden mitunter kreativ und sortieren ihre sommerlichen Schanigärten adrett zwischen die Baustellengitter. Im Kiebachgässlein sogar so schön, dass der Tischerl-Slalom ein entspanntes Schlendern und Schauen so weit entschleunigt, dass man sich eigentlich auch gleich setzen kann. Kurzerhand wurde aus dem illustren Durcheinander eine wilde Idee geboren: Was, wenn man dort sogar liegen könnte, so schattig und im Grünen? Inspiriert vom friesischen Leeuwarden, wo an 100 Tagen mal eben 1000 Bäume durch die Stadt wandern, machte man sich Mitte Juni auch für Innsbruck Gedanken. Nur einen Monat später stehen die ersten “Stadtblüten”, realisiert von der Innsbrucker Architekturschmiede Snøhetta mit regionalen Betrieben – anders wäre das so spontan auch gar nicht möglich gewesen.

Bauklötze staunen

"Erst gestern haben wir mit Tirol Lack und 30 motivierten Menschen die ganze Gasse angemalt", frohlockt Andrè Lomsky, Regionalleiter bei Innsbruck Tourismus. Ich erreiche ihn wenige Tage vor der Fertigstellung telefonisch mitten auf der Baustelle. Die historische Kiebachgasse wird gerade zum Kunstraum umfunktioniert und kaum stehen die ersten Urban Blooms, spielen dort auch schon die ersten Kinder. Die vielseitig kombinierbaren Module wirken wie bunte Bauklötze, bieten schattige Abkühlung, begrünte Sitz- und Liegeflächen sowie Spiel- und Klettermöglichkeiten. Man spricht ganz bewusst auch den Spieltrieb der Großen an und lädt mit sanften Schräglagen zum Betreten ein. Großsträucher und Grünflächen setzen willkommene Farbtupfer ins Baustellengrau, spenden Schatten und bringen die Natur zurück. Voraussichtlich bis Ende August/Anfang September spielt das Spektakel in der Altstadt, dann ist die Baustelle fertig. Wie Blumen im Schnee (oder die Bäume in Leeuwarden) sollen die bunten Blooms dann weiter durch die Stadt wandern und anderswo erblühen, verrät Lomsky. Das Pilotprojekt in der Kiebachgasse ist also auch ein bisschen Testlauf – und das durchaus vielversprechend.

Freiraum zwischen Häuserzeilen

Das Begrünen von Betonwüsten, konsumfreie Flächen im öffentlichen Raum, Begegnungszonen und das sommerliche Stadtklima sind im Urbanen grundsätzlich ein heißes Thema. Patrick Lueth von Snøhetta sieht die temporäre Intervention in der Kiebachgasse darum auch als soziologische Studie – wie lässt sich verfügbarer Freiraum sinnvoll und nachhaltig bespielen? Vor allem in der engen Kiebachgasse - zwischen Schanigärten, Geschäften, Wohnungen, Feuerwehr- und Logistikzonen - schon ein kleines Kunststück. Trotzdem will das Projekt großzügig und einladend wirken, willkommen heißen und gemütlich sein. Aber nur wenn auch wirklich alle vom Amt bis zur Ausführung mitspielen, wird am Ende ein kleines Wunder draus. Dieses Kunststück ist hier gelungen.

Der öffentliche Raum ist für alle da

"Wünschenswert wäre ja, wenn diese schönen Bäume bleiben", schwärmt eine Familie im Vorbeischlendern. Architekt Lueth von Snohettaschwärmt sogar noch etwas weiter: "Der öffentliche Raum ist für alle da, sollte gut nutzbar sein und nicht-kommerziell zur Verfügung stehen!" In der Kiebachgasse hat man diesen Spagat geprobt und geschafft - es bleibt somit jetzt schon spannend, wie es später damit weiter geht. Weil: Baustellen gibt es viele und spannenden Freiraum oft zu wenig. In diesem Sinne: Wir sehen uns am Spielplatz!

Fotos: Alle Bilder im Beitrag stammen von Innsbruck Tourismus, Randall Media Factory, Eduardo Espinosa & Snøhetta.

Bis Ende August/Anfang September in der Kiebachgasse

Urban Blooms: Die Pop-Up Stadtoase mit Sitzmöbeln, Grünflächen und Spielmöglichkeiten bleibt noch bis Ende August/Anfang September 2024 in der Kiebachgasse in Innsbruck. 

Anschließend wandert das Projekt weiter und verschönert andere Stellen in der Stadt. 

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