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Die Berge rund um Innsbruck sind nicht nur für ihre atemberaubende Schönheit bekannt, sondern auch für ihre lebendigen Traditionen. Zwei der bedeutendsten Bräuche, die die Sommernächte im Raum Innsbruck erleuchten, sind die Herz-Jesu-Bergfeuer und die Sonnwendfeuer. Beide Feste haben tief verwurzelte kulturelle und religiöse Bedeutungen und bieten ein spektakuläres Erlebnis für Einheimische und Besucher gleichermaßen.

Herz-Jesu-Bergfeuer: Ein Zeichen des Glaubens und der Treue

Die Tradition der Herz-Jesu-Bergfeuer geht auf das Jahr 1796 zurück. Angesichts der Bedrohung durch französische Truppen während der Koalitionskriege gelobten die Tiroler, ihr Land dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen, falls sie von der Invasion verschont blieben. Seitdem wird jedes Jahr am Herz-Jesu-Sonntag, dem dritten Sonntag nach Pfingsten, dieser Bund mit dem Entzünden von Feuern auf den Bergen erneuert.

In der Nacht des Herz-Jesu-Sonntags erleuchten unzählige Feuer die Gipfel rund um Innsbruck. Die Flammen formen oft Symbole wie Kreuze, Herzen oder das Christusmonogramm „IHS“. Diese feurigen Zeichen sind ein Ausdruck des Glaubens und der Dankbarkeit sowie ein starkes Gemeinschaftserlebnis für die Beteiligten.

Sonnwendfeuer: Ein Fest zur Feier der Sommersonnenwende

Die Sonnwendfeuer, auch Johannisfeuer genannt, haben ihren Ursprung in vorchristlichen, heidnischen Bräuchen zur Feier der Sommersonnenwende. Mit dem längsten Tag des Jahres am 21. Juni markiert dieses Fest die Mitte des Jahres und den Höhepunkt der Sonnenkraft. Die Feuer sollten traditionell böse Geister vertreiben und die Fruchtbarkeit von Feldern und Vieh sichern.

Heutzutage sind die Sonnwendfeuer im Raum Innsbruck ein gesellschaftliches Ereignis, das Einheimische und Touristen gleichermaßen anzieht. Auf den Almen und Bergwiesen versammeln sich Menschen, um gemeinsam zu feiern, Musik zu hören und die mystische Atmosphäre der lodernden Feuer zu genießen. Das Erlebnis wird oft durch volkstümliche Musik, Tanz und regionale Spezialitäten ergänzt.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Obwohl beide Traditionen das Entzünden von Feuern in der Bergwelt umfassen, unterscheiden sie sich in ihren Ursprüngen und Bedeutungen. Während das Herz-Jesu-Bergfeuer stark in der katholischen Tradition verwurzelt ist und einen Ausdruck des Glaubens und der Dankbarkeit darstellt, haben die Sonnwendfeuer heidnische Wurzeln und feiern die Natur und die Sonnenwende.

Ein gemeinsames Element ist jedoch das Gefühl der Gemeinschaft und der Zusammengehörigkeit, das beide Feste vermitteln. Die Bewohner und die Besucher der Region kommen zusammen, um diese besonderen Momente zu teilen, und die Feuer auf den Bergen symbolisieren eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, Mensch und Natur.

Wie wird es gemacht? Was ist zu beachten?

Ich habe mit Jakob Auer, Mitarbeiter von Innsbruck Tourismus in Telfs, gesprochen. Er hat mir Interessantes zum Herz-Jesu-Feuer erzählt. Jakob ist seit vier Jahren der Verantwortliche für die Herz-Jesu-Feuer in Telfs, welche von der Schützenkompanie als Verein organisiert werden.

„Die Vorbereitungen beginnen etwa einen Monat im Voraus“, erzählt Jakob. „Dazu gehören die Bestellung der Fackeln, die Benachrichtigung der Feuerwehr, die Beschaffung der finanziellen Mittel für die Fackeln und die Zusammenstellung der Gruppe, die das Feuer aufbaut und entzündet“, fügt er hinzu.

Auf meine Frage, wie man die Plätze für die Bergfeuer bestimmt, antwortet Jakob: „Meine Gruppe der Schützenkompanie Telfs und ich nutzen seit vielen Jahrzehnten die gleichen Plätze für unsere Herz-Jesu-Feuer: die Südseite der Hohen Munde auf etwa 1.800 Metern und den Arzberg auf etwa 950 Metern Seehöhe. Für die ausgewählten Plätze ist es wichtig, dass das Steckfeld für das Feuer in Richtung der im Tal gelegenen Gemeinde ausgerichtet ist, damit das Einzugsgebiet der Zuschauer und Bewunderer möglichst groß ist. Außerdem sollte der Hang steil genug und idealerweise windgeschützt sein, um die Brenndauer der Fackeln zu optimieren.“

Dass es hier ein erhöhtes Maß an Sicherheit bedarf, ist natürlich selbstverständlich. Jakob führt an: „In Bezug auf die Sicherheit ist es wichtig, das Wetter im Voraus genau zu beobachten und entsprechend zu entscheiden, ob der Aufstieg am geplanten Tag möglich ist. Wenn man bereits am Berg ist, sollte man wissen, wie man sich bei Hagel oder Gewitter verhält. Außerdem muss jeder Teilnehmer trittsicher und schwindelfrei sein und die richtige Ausrüstung sowie passende Kleidung dabei haben. Ortskenntnis ist ebenfalls von Vorteil, da man trotz Stirnlampe in völliger Dunkelheit den richtigen Weg zurück ins Tal finden muss.“ Eine Konsequenz daraus: „Aufgrund der hohen Absturzgefahr ist es leider nicht möglich, das Bergfeuer direkt vor Ort zu erleben. Ich lade jedoch alle ein, die Herz-Jesu-Feuer vom Tal aus zu bewundern.“

Da das Herz-Jesu-Feuer in Tirol schon so eine lange Tradition hat, hat es mich natürlich interessiert, wie es weitergegeben wird und wie man die Traditionen erhält. Jakob gab mir folgende Antwort: „Diese Tradition wird intensiv an die nächste Generation weitergegeben. Seit zwei Jahren haben wir speziell für unseren Nachwuchs ein Feuer am Arzberg, das leichter zugänglich und somit ideal für junge Menschen ist, um erste Erfahrungen mit dem Bergfeuer zu sammeln. Für uns Erwachsene ist die Südseite der Hohen Munde vorgesehen. Der Aufstieg von etwa 800 Höhenmetern, inklusive leichter Kletterei im dritten Grad, ist sehr anspruchsvoll. Mit dem zusätzlichen Gewicht der Fackeln können daher nur sehr bergaffine und trittsichere Personen dieses Feuer am Berg installieren.“

Wer also am Sonntag, dem 9. Juni, in der Gegend von Telfs ist, sollte unbedingt auf die beiden genannten Punkte achten und das Herz-Jesu-Feuer genießen.

Sonnenwendfeier auf der Nordkette: Ein Erlebnis für alle Sinne

Am 22. Juni 2024 steht die Nordkette wieder ganz im Zeichen der Sonnenwende. Das Restaurant Seegrube und das Top of Innsbruck verwöhnen kulinarisch, begleitet von DJ-Sounds und traditioneller Musik. Diese festliche Atmosphäre wird von den traditionellen Sonnwendfeuern umrahmt, die vom Sonnwendring koordiniert und von heimischen Vereinen umgesetzt werden.

Um 20:45 Uhr beginnt beim Kinderspielplatz auf der Seegrube eine besondere Fackelwanderung für Kinder. Eine Geschichtenerzählerin begleitet die Wanderung und bringt traditionelle Sagen und Geschichten mit, die die Kleinen in eine zauberhafte Welt entführen.

Betriebszeiten

  • Letzte Talfahrt Hafelekarbahn: 23 Uhr
  • Letzte Talfahrt Seegrubenbahn: 23:30 Uhr

Es gelten die regulären Tarife der Innsbrucker Nordkettenbahnen. Das Freizeitticket Tirol ist ebenfalls gültig! Mit der Welcome Card plus (ab 3 Nächten Aufenthalt) erhalten Besucher einen Rabatt von 20 Prozent auf die Karte.

Lebendig und einzigartig

Die Herz-Jesu-Bergfeuer und die Sonnwendfeuer im Raum Innsbruck sind mehr als nur beeindruckende Lichterspiele. Sie sind lebendige Traditionen, die die Kultur und die Geschichte der Region Tirol widerspiegeln. Beide Feste bieten eine einzigartige Gelegenheit, die spirituelle und natürliche Schönheit dieser Gegend zu erleben und an jahrhundertealten Bräuchen teilzuhaben, die bis heute die Herzen der Menschen erleuchten.

Egal, ob Sie ein Besucher oder ein Einheimischer sind, die Teilnahme an diesen Festen wird Ihnen unvergessliche Eindrücke und ein tiefes Verständnis für die reiche kulturelle Landschaft Tirols vermitteln. Und nebenbei sind sie auch ein tolles Fotomotiv für Fotobegeisterte.

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