Claudiaplatz Innsbruck vorher-Nnchher

Und es ward LED: sauber und farbecht.

Den Charme einer Stadt in der Nacht prägt das Licht; gelb-orange schimmert es auf Häusern, Straßen und am Himmel. „Schön“, sagt der Romantiker, „Lichtsmog“, der Astronom, „eine feuerrote Versuchung“, der Fotograf Tom Steinlechner. Mit den neuen LED-Lichtern verschwindet ein Stadtbild für immer und ein neues entsteht.

Im Lichte unsere Umwelt

Quecksilberdampflampen schaffen eine uns vertraute Atmosphäre. Straßen, Gebäude und der Himmel werden in warmes gelb-oranges Licht getaucht. Jedoch ist nicht immer alles gut, wie es seit jeher war. Was nämlich des Nachtvogels und des Ästheten Freude, stört unser Ökosystem: Das Streulicht strahlt ungerichtet in Wohnungen, lässt Menschen nicht schlafen und beeinflusst Pflanzen sowie Tiere.

Mit dem sogenannten Lichtsmog oder der Lichtverschmutzung machen die IKB (Innsbrucker Kommunalbetriebe) Schluss: Sie ersetzen bis 2020 über 10.000 Lichtpunkte in Innsbruck durch LED-Lampen (light-emitting diode). LEDs brauchen weniger Strom, haben eine Farbtemperatur ähnlich dem Tageslicht und streuen nicht. „Licht sollte ökonomisch und ökologisch sein, also Strom sparen und nur unsere Straße erhellen“, erklärt der Innsbrucker Fotograf Tom Steinlechner. Er durfte das Projekt der IKB in Vorher-Nachher-Situationen begleiten.

109A1317

Im Lichte unserer Sterne

„Das gelb-orange Licht ist auf Fotos schöner“, gesteht Tom. „Langzeitbelichtungen ermöglichen die feuerrote Stimmung von Nachtaufnahmen.“ Während Fotos von Innsbruck noch schummrig und warm ausfallen, werden sie durch die kühlere Farbtemperatur der LEDs bald klarer. Aber noch etwas viel Fantastischeres als die der Farbgebung künftiger Bilder wird uns erleuchten: „Der Sternenhimmel über Innsbruck.“ Keinem ist aufgefallen, dass er einst durch das Kunstlicht verschwunden ist oder besser gesagt überstrahlt wird.

Pano-Seegrube1

So lange es noch möglich ist…

Was ihr hier auf den Fotos von Tom seht, gibt es in der Tat noch in Echt. Das alte Licht wird nämlich je Stadtteil erst bis 2020 ausgetauscht – damals und heute liegen quasi noch nebeneinander. Der Wandel von einer stromverschwendenden zu einer grünen, ökologischen Stadt passiert jetzt. „Fotografen können sich noch im Vorher und Nachher versuchen und ein wenig experimentieren“, rät Tom. Durch die LED-Beleuchtung erkennen wir mehr Details, aber ein Fotograf muss dafür ein wenig tricksen: „Die Straßen sind hell, die Häuser dunkel und Mehrfach-Belichtungen werden dadurch nötig.“

Ob ihr wirklich etwas versäumt? Ich wage es zu bezweifeln, denn die Stadt hat uns etwas genommen, das bald wieder zu sehen sein wird: die Lichtpunkte am Firmament. Ein wenig Zeit haben wir aber noch, um das Feuerrot der Stadt einzufangen. Tut es, so lange es noch möglich ist und freut euch über den dunklen Kosmos von morgen. Zwar mag es wohl ein Ideal sein, das Himmelszelt wie aus einer finsteren Wüste zu sehen, aber auch Ideale sind wie Sterne: Wir werden sie wohl nie erreichen, jedoch dürfen wir uns an ihnen orientieren.

In der Vergleichsansicht seht ihr, wie es früher war und heute ist. Einfach den roten Punkt nach links oder rechts verschieben:

Innsbrucker Licht-Fakten

  • 10.300 Lichtpunkte werden durch LED-Technik bis 2020 Stadtteil für Stadtteil getauscht.
  • Bis Mai 2016 wurden gut 4000 Lichter ersetzt.
  • LED spart 1000 Tonnen C02 pro Jahr.
  • 2,5 GWh Strom werden pro Jahr gespart, das entspricht dem Verbrauch von rd. 650 Haushalten
  • LED-Licht strahlt dorthin, wo man es braucht: auf die Straße und nicht auf Gebäude und den Himmel.
  • Hinter dem tollen Projekt stecken die IKB (Innsbrucker Kommunalbetriebe AG)
  • Begleitet wird der Wandel vom Jäger des Augenblicks Tom Steinlechner, der die Sache so sieht: „Die Umwelt atmet auf, unsere Bewohner freuen sich und Fotografen werden gefordert.“

Ähnliche Artikel